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Vollmacht erteilen - Welche Vollmacht für welchen Zweck?

Generalvollmacht, Bankvollmacht, Vorsorgevollmacht: Welche Vollmacht brauchen Sie? Unterschiede, Gültigkeit und Widerruf erklärt.

Redaktion Vorlagen-Zentrale

Fachredaktion

15. Januar 20268 Min. Lesezeit

Was ist eine Vollmacht?

Eine Vollmacht ist eine Ermächtigung, die Sie einer anderen Person erteilen. Der Bevollmächtigte kann dann in Ihrem Namen handeln und rechtswirksame Erklärungen abgeben.

Grundbegriffe

BegriffBedeutung
VollmachtgeberDie Person, die die Vollmacht erteilt
BevollmächtigterDie Person, die handeln darf
UmfangWelche Rechtsgeschäfte sind erlaubt?
DauerWie lange gilt die Vollmacht?

Rechtliche Grundlage

Die Vollmacht ist im Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB) geregelt:

  • § 164 BGB: Wirkung der Erklärung des Vertreters
  • § 167 BGB: Erteilung der Vollmacht
  • § 168 BGB: Erlöschen der Vollmacht
  • § 174 BGB: Einseitiges Rechtsgeschäft eines Bevollmächtigten

Vollmacht vs. Vertretungsberechtigung

Unterschied:

  • Vollmacht: Freiwillig erteilt, jederzeit widerrufbar
  • Gesetzliche Vertretung: Eltern für Kinder, Betreuer für Betreute
  • Handlungsvollmacht: Arbeitnehmer für Arbeitgeber (§ 54 HGB)

Vollmachtsarten im Überblick

Es gibt verschiedene Arten von Vollmachten, die sich in Umfang und Zweck unterscheiden:

Die wichtigsten Vollmachtsarten

ArtUmfangTypische Verwendung
GeneralvollmachtAlle RechtsgeschäfteUmfassende Vertretung
SpezialvollmachtEin bestimmtes GeschäftHauskauf, Vertragsschluss
BankvollmachtBankgeschäfteKontozugriff
PostvollmachtPostsendungenPakete, Einschreiben
VorsorgevollmachtBei HandlungsunfähigkeitGesundheit, Vermögen
ProzessvollmachtGerichtsverfahrenAnwalt als Vertreter

Einfache vs. notarielle Vollmacht

Einfache schriftliche Vollmacht:

  • Formfrei möglich
  • Eigenhändige Unterschrift genügt
  • Für die meisten Zwecke ausreichend

Notarielle Vollmacht (Beurkundung/Beglaubigung):

  • Zwingend bei Grundstücksgeschäften
  • Empfohlen für Vorsorgevollmachten
  • Höhere Beweiskraft

Generalvollmacht: Wann sinnvoll?

Die Generalvollmacht ermächtigt den Bevollmächtigten zu allen Rechtsgeschäften, die der Vollmachtgeber selbst vornehmen könnte.

Umfang der Generalvollmacht

Was ist möglich:

  • Verträge abschließen und kündigen
  • Bankgeschäfte tätigen
  • Behördengänge erledigen
  • Vermögen verwalten
  • Prozesse führen

Was ist NICHT möglich:

  • Höchstpersönliche Rechtsgeschäfte (Heirat, Testament)
  • Eidliche Aussagen
  • Handlungen, die der Vollmachtgeber selbst nicht vornehmen dürfte

Wann eine Generalvollmacht sinnvoll ist

  • Längere Abwesenheit: Auslandsaufenthalt, Weltreise
  • Krankheit: Bei noch vorhandener Geschäftsfähigkeit
  • Unternehmer: Vertretung bei Abwesenheit
  • Komplexe Vermögensverwaltung: Mehrere Aufgaben delegieren

Risiken der Generalvollmacht

Achtung: Eine Generalvollmacht birgt erhebliche Risiken!

  • Bevollmächtigter kann Ihr gesamtes Vermögen verfügen
  • Missbrauch schwer zu kontrollieren
  • Rückabwicklung oft schwierig

Empfehlung: Erteilen Sie nur Personen Ihres absoluten Vertrauens eine Generalvollmacht.

Muster-Formulierung

"Hiermit bevollmächtige ich, [Name], geboren am [Datum], wohnhaft in [Adresse], Herrn/Frau [Name des Bevollmächtigten], geboren am [Datum], wohnhaft in [Adresse], mich in allen Angelegenheiten zu vertreten, in denen eine Vertretung rechtlich zulässig ist."

Bankvollmacht: Besonderheiten

Eine Bankvollmacht ermächtigt zur Durchführung von Bankgeschäften im Namen des Kontoinhabers.

Arten der Bankvollmacht

ArtBerechtigungTypische Verwendung
KontovollmachtVerfügung über ein KontoEhepartner, Kinder
Depot-VollmachtWertpapiergeschäfteVermögensverwalter
KreditvollmachtDarlehen aufnehmenGeschäftsführer

Was die Bankvollmacht erlaubt

  • Überweisungen tätigen
  • Bargeld abheben
  • Daueraufträge einrichten
  • Kontoauszüge anfordern
  • Lastschriften verwalten

Was die Bankvollmacht NICHT erlaubt

  • Konto auflösen (meist nur mit Zustimmung des Inhabers)
  • Neue Konten eröffnen
  • Kredite aufnehmen (separate Vollmacht nötig)

Besonderheit: Bankeigene Formulare

Wichtig: Die meisten Banken akzeptieren nur ihre eigenen Vollmachtsformulare!

Vorgehen:

  1. Formular bei der Bank anfordern
  2. Gemeinsam mit Bevollmächtigtem zur Bank
  3. Vor Ort unterschreiben und legitimieren
  4. Kopie für eigene Unterlagen

Vollmacht über den Tod hinaus

Eine normale Bankvollmacht erlischt mit dem Tod des Kontoinhabers. Möchten Sie, dass Ihr Bevollmächtigter auch nach Ihrem Tod Zugriff hat, brauchen Sie eine transmortale Vollmacht.

"Diese Vollmacht gilt über meinen Tod hinaus."

Postvollmacht: Für Pakete und Einschreiben

Die Postvollmacht ermächtigt zur Entgegennahme von Postsendungen.

Wann Sie eine Postvollmacht brauchen

  • Urlaubsabwesenheit: Wichtige Sendungen nicht verpassen
  • Geschäftlich: Mitarbeiter nehmen Post entgegen
  • Eingeschränkte Mobilität: Nachbarn oder Verwandte helfen

Was die Postvollmacht abdeckt

  • Normale Briefe (eh ohne Vollmacht möglich)
  • Pakete und Päckchen
  • Einschreiben (wichtig!)
  • Nachnahmesendungen
  • Postzustellungsaufträge (gerichtliche Schreiben)

So erteilen Sie eine Postvollmacht

Option 1: Bei der Post

  • Formular im Postamt ausfüllen
  • Gemeinsam mit Bevollmächtigtem erscheinen
  • Personalausweis mitbringen
  • Kostenlos

Option 2: Schriftlich

  • Eigenes Schreiben mit Unterschrift
  • Muss dem Zusteller vorgelegt werden
  • Weniger sicher

Dauer der Postvollmacht

Die Postvollmacht kann:

  • Unbefristet gelten
  • Befristet sein (z.B. für Urlaubszeit)
  • Auf bestimmte Sendungsarten beschränkt werden

Vorsorgevollmacht: Für den Ernstfall

Die Vorsorgevollmacht ist eine der wichtigsten Vollmachten überhaupt. Sie greift, wenn Sie selbst nicht mehr handlungsfähig sind.

Warum eine Vorsorgevollmacht?

Ohne Vorsorgevollmacht:

  • Gericht bestellt einen Betreuer
  • Oft fremde Person
  • Langwieriges Verfahren
  • Eingeschränkte Handlungsmöglichkeiten

Mit Vorsorgevollmacht:

  • Ihre Vertrauensperson handelt
  • Sofortige Handlungsfähigkeit
  • Keine Gerichtsbeteiligung nötig
  • Ihre Wünsche werden respektiert

Was die Vorsorgevollmacht regelt

BereichBeispiele
GesundheitEinwilligung in Operationen, Therapieentscheidungen
AufenthaltsortWohnung, Pflegeheim, Krankenhaus
VermögenBankgeschäfte, Mietverträge, Versicherungen
BehördenAnträge, Widersprüche, Verfahren
Post/KommunikationBriefe öffnen, Telefon, Internet

Formvorschriften

  • Grundsätzlich formfrei: Schriftform genügt
  • Empfohlen: Notarielle Beurkundung für:
    • Höhere Beweiskraft
    • Immobiliengeschäfte
    • Weniger Zweifel an Geschäftsfähigkeit

Im Vorsorgeregister eintragen

Die Bundesnotarkammer führt das Zentrale Vorsorgeregister. Dort können Sie Ihre Vorsorgevollmacht registrieren.

Vorteile:

  • Gerichte prüfen das Register vor Betreuerbestellung
  • Schnellere Auffindbarkeit
  • Gebühr: ca. 20 EUR

Anmeldung: www.vorsorgeregister.de

Ausführliche Anleitung

Lesen Sie unseren detaillierten Guide: Vorsorgevollmacht erstellen

Patientenverfügung: Keine Vollmacht, aber wichtig

Die Patientenverfügung wird oft mit der Vorsorgevollmacht verwechselt, ist aber etwas anderes.

Unterschied zur Vollmacht

DokumentFunktion
VorsorgevollmachtWer entscheidet für mich?
PatientenverfügungWas soll entschieden werden?

Was die Patientenverfügung regelt

  • Lebenserhaltende Maßnahmen
  • Künstliche Ernährung
  • Beatmung
  • Schmerztherapie
  • Organspende

Kombination empfohlen

Idealerweise haben Sie beides:

  1. Patientenverfügung: Ihre Wünsche zu medizinischen Maßnahmen
  2. Vorsorgevollmacht (Gesundheitsteil): Wer diese Wünsche durchsetzt

Unser Guide: Patientenverfügung erstellen

Notarielle Beglaubigung: Wann nötig?

Unterschied: Beglaubigung vs. Beurkundung

FormWas wird geprüft?Kosten
BeglaubigungNur die Echtheit der UnterschriftGünstiger
BeurkundungInhalt wird geprüft und erklärtTeurer

Wann notarielle Form PFLICHT ist

  • Grundstückskauf/-verkauf: Zwingend Beurkundung
  • Grundschuldeintragung: Beglaubigung genügt
  • Gesellschaftsgründung (GmbH): Beurkundung
  • Erbausschlagung: Beglaubigung

Wann notarielle Form EMPFOHLEN ist

  • Vorsorgevollmacht: Höhere Beweiskraft
  • Generalvollmacht: Bei wichtigen Geschäften
  • Kontovollmacht für Immobilienfinanzierung: Banken verlangen es oft

Kosten

Die Notarkosten richten sich nach dem Geschäftswert:

GeschäftswertBeglaubigung (ca.)Beurkundung (ca.)
Bis 10.000 EUR20-30 EUR75 EUR
50.000 EUR50 EUR165 EUR
100.000 EUR70 EUR273 EUR
500.000 EUR150 EUR935 EUR

Vollmacht widerrufen

Eine Vollmacht kann grundsätzlich jederzeit widerrufen werden.

Wie Sie eine Vollmacht widerrufen

Schritt 1: Schriftlichen Widerruf erstellen

"Hiermit widerrufe ich die am [Datum] erteilte Vollmacht an [Name des Bevollmächtigten]. Der Widerruf ist ab sofort wirksam."

Schritt 2: Widerruf zustellen

  • Per Einschreiben an den Bevollmächtigten
  • Persönliche Übergabe gegen Quittung

Schritt 3: Originalvollmacht zurückfordern

  • Verlangen Sie alle Ausfertigungen zurück
  • Vernichten Sie die Dokumente

Schritt 4: Dritte informieren

  • Bank bei Bankvollmacht
  • Vertragspartner bei Vertretungsvollmacht
  • Vorsorgeregister bei Vorsorgevollmacht

Automatisches Erlöschen

Eine Vollmacht erlischt automatisch:

  • Bei Tod des Vollmachtgebers (außer transmortale Vollmacht)
  • Bei Tod des Bevollmächtigten
  • Nach Ablauf der Befristung
  • Bei Erledigung des Zwecks (Spezialvollmacht)
  • Bei Widerruf durch den Vollmachtgeber

Sonderfall: Vorsorgevollmacht widerrufen

Bei einer Vorsorgevollmacht sollten Sie:

  1. Widerruf im Vorsorgeregister melden
  2. Alle Ausfertigungen einsammeln
  3. Ärzte und Pflegeeinrichtungen informieren

Übersichtstabelle: Welche Vollmacht für was?

SituationEmpfohlene VollmachtNotarielle Form?
Kontozugriff für EhepartnerBankvollmachtNein (Bankformular)
Paketannahme im UrlaubPostvollmachtNein
Geschäftsreise mit VertretungSpezialvollmachtJe nach Geschäft
Vorsorge für Krankheit/AlterVorsorgevollmachtEmpfohlen
Hauskauf durch VertreterSpezialvollmachtJa (Pflicht)
Umfassende VermögensverwaltungGeneralvollmachtEmpfohlen
Anwalt für ProzessProzessvollmachtNein
Kfz-Zulassung durch DrittenSpezialvollmachtNein
Mietvertrag kündigenSpezialvollmachtNein
Medizinische EntscheidungenVorsorgevollmachtEmpfohlen

Checkliste: Vollmacht erteilen

Vor der Erteilung

  • Welche Art von Vollmacht brauche ich?
  • Welchen Umfang soll sie haben?
  • Ist die Person meines absoluten Vertrauens?
  • Brauche ich notarielle Form?
  • Soll sie befristet sein?

Bei der Erstellung

  • Vollständige Daten beider Parteien
  • Umfang klar definiert
  • Datum und Ort angeben
  • Eigenhändige Unterschrift
  • Kopie für eigene Unterlagen

Nach der Erteilung

  • Original an Bevollmächtigten übergeben
  • Kopie sicher aufbewahren
  • Bei Bedarf registrieren (Vorsorgeregister)
  • Dritte informieren (Bank, Behörden)
  • Regelmäßig Aktualität prüfen

Fazit

Die richtige Vollmacht spart Zeit, gibt Sicherheit und ermöglicht Handlungsfähigkeit - auch in schwierigen Situationen.

Die wichtigsten Punkte:

  1. Generalvollmacht nur bei absolutem Vertrauen
  2. Bankvollmacht über Bankformular erteilen
  3. Vorsorgevollmacht gehört zur Grundvorsorge
  4. Notarielle Form bei Immobiliengeschäften Pflicht
  5. Widerruf jederzeit möglich

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