HomeRatgeberVerträge
Verträge

Arbeitsvertrag prüfen - Die Checkliste

Worauf Sie beim Arbeitsvertrag achten müssen: Gehalt, Arbeitszeit, Urlaub, Probezeit, Kündigungsfristen und versteckte Klauseln erkennen.

Redaktion Vorlagen-Zentrale

Fachredaktion

03. Januar 202610 Min. Lesezeit

Vertragsparteien und Stellenbeschreibung

Die Parteien prüfen

Der Arbeitsvertrag muss klar benennen:

  • Arbeitgeber: Vollständige Firmenbezeichnung mit Rechtsform
  • Arbeitnehmer: Ihr vollständiger Name
  • Arbeitsort: Wo Sie arbeiten werden

Achtung bei Konzernstrukturen: Achten Sie darauf, mit welcher Gesellschaft Sie den Vertrag schließen. Das kann Auswirkungen haben auf Kündigungsschutz, Betriebsrat und Sozialleistungen.

Die Stellenbeschreibung

Wichtig zu prüfen:

  • Ist die Position korrekt bezeichnet?
  • Entspricht die Beschreibung dem, was im Vorstellungsgespräch besprochen wurde?
  • Gibt es eine Versetzungsklausel?

Versetzungsklausel:

"Der Arbeitnehmer kann auch mit anderen zumutbaren Tätigkeiten betraut werden."

Diese Klausel ist üblich, aber achten Sie auf:

  • Gleichwertige Tätigkeit
  • Zumutbarkeit
  • Keine wesentliche Änderung der Arbeitsbedingungen

Gehalt und Zusatzleistungen

Grundgehalt

Prüfen Sie genau:

  • Brutto oder Netto? (Standard ist Brutto)
  • Monatlich oder jährlich? (Bei Jahresgehalt: Division durch 12 oder 13?)
  • Fälligkeit: Bis wann muss gezahlt werden?

Variable Vergütung

Bei Boni, Provisionen, Prämien:

  • Wie berechnet sich der variable Anteil?
  • Wann wird er ausgezahlt?
  • Ist er garantiert oder leistungsabhängig?
  • Was passiert bei Kündigung (anteilige Zahlung)?

Zusatzleistungen

Häufige Benefits und worauf Sie achten sollten:

LeistungAchten auf
FirmenwagenPrivatnutzung, Klasse, Zuzahlung
Betriebliche AltersvorsorgeHöhe, Unverfallbarkeit
UrlaubsgeldHöhe, Bedingungen
WeihnachtsgeldHöhe, Rückzahlungsklauseln
Homeoffice-PauschaleHöhe, Ausstattung
JobticketKostenübernahme
WeiterbildungsbudgetHöhe, Rückzahlung bei Kündigung

Überstundenvergütung

Prüfen Sie:

  • Sind Überstunden mit dem Gehalt abgegolten?
  • Wenn ja: Bis zu wie viele Stunden?
  • Gibt es Zeitausgleich oder Auszahlung?

Rechtslage: Pauschale Abgeltung aller Überstunden ist unwirksam. Erlaubt sind klare Regelungen wie "10 Überstunden pro Monat sind mit dem Gehalt abgegolten".

Arbeitszeit und Flexibilität

Wochenarbeitszeit

Standard in Deutschland: 35-40 Stunden/Woche

Prüfen Sie:

  • Exakte Stundenzahl pro Woche
  • Verteilung auf Wochentage
  • Kernarbeitszeiten oder Gleitzeit
  • Pausenregelungen

Arbeitszeitmodelle

ModellMerkmale
Feste ArbeitszeitTäglich gleich, z.B. 9-18 Uhr
GleitzeitRahmenzeit + Kernzeit
VertrauensarbeitszeitKeine Zeiterfassung, Ziele zählen
TeilzeitReduzierte Wochenstunden
SchichtarbeitWechselnde Arbeitszeiten

Arbeitszeitgesetz beachten

Maximalgrenzen:

  • Maximal 8 Stunden täglich
  • Ausnahmsweise bis zu 10 Stunden (mit Ausgleich)
  • 11 Stunden Ruhezeit zwischen Arbeitstagen
  • Sonn- und Feiertagsruhe (mit Ausnahmen)

Homeoffice / Remote Work

Falls vereinbart, klären:

  • Anzahl Homeoffice-Tage
  • Ausstattung (wer zahlt was?)
  • Erreichbarkeitszeiten
  • Dokumentationspflichten
  • Arbeitsstättenverordnung (Arbeitsplatzcheck)

Urlaub und Freistellung

Gesetzlicher Urlaubsanspruch

Minimum nach BUrlG:

  • 24 Werktage (bei 6-Tage-Woche)
  • = 20 Arbeitstage (bei 5-Tage-Woche)

Die meisten Arbeitgeber bieten mehr:

  • Standard: 25-30 Tage
  • Branchenabhängig teils noch mehr

Urlaubsregelungen prüfen

Wichtige Punkte:

  • Urlaubstage pro Jahr
  • Übertragbarkeit ins Folgejahr (bis 31.03.?)
  • Resturlaub bei Kündigung
  • Urlaubssperre (wann?)
  • Betriebsurlaub (Pflicht-Urlaub?)

Sonderurlaub

Gesetzlich oder tariflich geregelt:

  • Hochzeit: 1-2 Tage
  • Geburt eines Kindes: 1-2 Tage
  • Tod naher Angehöriger: 1-3 Tage
  • Umzug: 1 Tag (oft tariflich)
  • Arztbesuche: Keine generelle Freistellung

Bildungsurlaub

In den meisten Bundesländern:

  • 5 Tage pro Jahr (oder 10 Tage in 2 Jahren)
  • Für anerkannte Weiterbildungen
  • Arbeitgeber zahlt weiter

Probezeit richtig verstehen

Rechtliche Grundlagen

Die Probezeit ist:

  • Nicht gesetzlich vorgeschrieben (aber üblich)
  • Maximal 6 Monate (§622 Abs. 3 BGB)
  • Kürzere Kündigungsfristen in dieser Zeit

Kündigungsfrist in der Probezeit

Standard: 2 Wochen zu jedem Tag

Das bedeutet:

  • Kündigung kann jederzeit erfolgen
  • Muss keine Fristen zum Monatsende einhalten
  • Gilt für beide Seiten

Worauf achten

Prüfen Sie:

  • Dauer der Probezeit (max. 6 Monate)
  • Kündigungsfrist (Standard: 2 Wochen)
  • Keine Begründung erforderlich
  • Kein Kündigungsschutzgesetz anwendbar

Sonderfälle:

  • Befristung mit Probezeit: Kürzere Probezeit möglich
  • Tarifvertrag: Andere Regelungen möglich
  • Schwangerschaft: Kündigungsschutz gilt trotzdem!

Tipps für die Probezeit

  1. Vereinbarungen schriftlich festhalten
  2. Regelmäßiges Feedback einholen
  3. Ziele früh klären
  4. Alle Gespräche dokumentieren

Kündigungsfristen und -schutz

Gesetzliche Kündigungsfristen

Für Arbeitnehmer:

  • Standard: 4 Wochen zum 15. oder Monatsende
  • Kann vertraglich verlängert werden (aber nicht über AN-Frist hinaus)

Für Arbeitgeber (nach Betriebszugehörigkeit):

JahreFristZum
0-24 Wochen15./Monatsende
21 MonatMonatsende
52 MonateMonatsende
83 MonateMonatsende
104 MonateMonatsende
125 MonateMonatsende
156 MonateMonatsende
207 MonateMonatsende

Kündigungsschutz

Das Kündigungsschutzgesetz gilt:

  • In Betrieben mit mehr als 10 Mitarbeitern
  • Nach 6 Monaten Betriebszugehörigkeit

Besonderer Kündigungsschutz:

  • Schwangere und Mütter
  • Elternzeit
  • Schwerbehinderte
  • Betriebsräte
  • Auszubildende

Formvorschriften

Kündigungen müssen:

  • Schriftlich erfolgen (§623 BGB)
  • Eigenhändig unterschrieben sein
  • Zugegangen sein (Nachweis wichtig)

Wettbewerbs- und Geheimhaltungsklauseln

Wettbewerbsverbot während des Arbeitsverhältnisses

Gilt automatisch:

  • Keine Konkurrenztätigkeit
  • Keine Abwerbung von Kollegen oder Kunden
  • Loyalitätspflicht

Nachvertragliches Wettbewerbsverbot

Für die Zeit nach der Kündigung:

  • Maximal 2 Jahre
  • Karenzentschädigung erforderlich: mindestens 50% des letzten Gehalts
  • Schriftform erforderlich
  • Sachlich und räumlich begrenzt

Prüfen Sie genau:

  • Dauer des Verbots
  • Höhe der Karenzentschädigung
  • Welche Tätigkeiten sind verboten?
  • Geografische Einschränkung

Unwirksam ohne Entschädigung!

Geheimhaltungsklausel (NDA)

Standard und meist unproblematisch:

  • Schutz von Geschäftsgeheimnissen
  • Gilt auch ohne explizite Klausel (§17 UWG)
  • Zeitlich unbegrenzt möglich
  • Keine Entschädigung erforderlich

Achten Sie auf:

  • Klare Definition, was geheim ist
  • Verhältnismäßige Reichweite
  • Keine übermäßige Einschränkung

Vertragsstrafen und Rückzahlungsklauseln

Vertragsstrafen

Klauseln, die bei Vertragsverletzung Zahlung fordern:

Häufige Anlässe:

  • Vertragsbruch (vorzeitige Kündigung)
  • Verstoß gegen Wettbewerbsverbot
  • Verletzung der Schweigepflicht

Zulässige Höhe:

  • Maximal ein Bruttomonatsgehalt bei vertragswidriger Kündigung
  • Muss verhältnismäßig sein
  • Unwirksam, wenn unangemessen hoch

Rückzahlungsklauseln

Für Sonderzahlungen oder Ausbildungskosten:

Weihnachtsgeld/Bonus:

  • Rückzahlung bei Kündigung vor Stichtag möglich
  • Grenzen je nach Höhe:
    • Bis 100 EUR: Bindung bis 31.03.
    • Bis 1 Monatsgehalt: Bindung bis 30.06.
    • Mehr: Längere Bindung möglich

Fortbildungskosten:

  • Rückzahlung bei eigener Kündigung
  • Staffelung nach Zeit (pro Monat weniger)
  • Höchstens 3 Jahre Bindung
  • Nur bei qualifizierender Weiterbildung

Unwirksame Klauseln

Diese Klauseln sind nichtig:

  • Überhöhte Vertragsstrafen
  • Unverhältnismäßige Bindungsfristen
  • Rückzahlung ohne Staffelung
  • Vertragsstrafen für ordentliche Kündigung

Die ultimative Checkliste

Vor der Unterschrift prüfen

Grunddaten:

  • Korrekter Arbeitgeber (Name, Rechtsform)
  • Korrekter Arbeitnehmer (Name)
  • Stellenbezeichnung entspricht Vereinbarung
  • Arbeitsort ist festgelegt

Vergütung:

  • Bruttogehalt stimmt
  • Zahlungstermin ist klar
  • Variable Anteile sind definiert
  • Überstundenregelung ist fair
  • Sonderzahlungen sind dokumentiert

Arbeitszeit:

  • Wochenstunden entsprechen Vereinbarung
  • Arbeitszeitmodell ist klar
  • Überstundenregelung ist transparent

Urlaub:

  • Urlaubstage entsprechen Zusage
  • Übertragbarkeit ist geregelt
  • Kein übermäßiger Betriebsurlaub

Probezeit/Kündigung:

  • Probezeit max. 6 Monate
  • Kündigungsfristen sind fair
  • Keine versteckten Bindungsfristen

Klauseln:

  • Wettbewerbsverbot geprüft (mit Entschädigung?)
  • Geheimhaltung verhältnismäßig
  • Vertragsstrafen angemessen
  • Rückzahlungsklauseln verstanden

Formales:

  • Datum vorhanden
  • Beide Unterschriften vorgesehen
  • Zwei Exemplare

Bei Zweifeln

  • Rechtliche Beratung einholen
  • Betriebsrat fragen (wenn vorhanden)
  • Nachverhandeln (besser jetzt als nach Unterschrift!)